Schloss wolkenburg

Wir zelebrieren Anlässe!“

Rudolf v. Borries ist Kopf der von Borries & Partner Premiumgastronomie. Sie organisiert Feste und Feiern in fünf renommierten Häusern. Immer mit dem Anspruch „Außergewöhnlich. Stimmungsvoll“ – auch in Coronazeiten.

Von Constantin und Ulrike Graf und Gräfin v. u. zu Hoensbroech

An die Decke des Festsaals in der Kölner Wolkenburg wurde im Sommer mehr als eine Tonne zusätzliches Gewicht gehängt. Eine eigens herbeigeschaffte Seilwinde, wie sie an Theaterbühnen eingesetzt wird, zog nacheinander die vier jeweils über 300 Kilogramm schweren Kandelaber mit einem Durchmesser von drei Metern nach oben. In zahlreichen Einzelteilen, akkurat verpackt und präzise beschrieben waren die hochwertigen, mehretagigen Leuchter aus italienischer Fertigung in 17 großen Kisten bei dem herrschaftlichen Gebäude aus dem 18. Jahrhundert im Herzen der Domstadt angekommen. Besonders sensible und zerbrechliche Einzelteile waren sogar zweifach mitgeliefert worden, damit sogleich ein Ersatzstück zur Hand wäre für den Fall, dass sie beim Zusammenbau beschädigt würden oder gar zu Bruch gingen. Doch alles hat reibungslos geklappt. Binnen einer Woche setzte Rudolf v. Borries gemeinsam mit seinem Sohn Christoph und Mitarbeitern des Hauses die eindrucksvollen Objekte zusammen. „Obwohl die Coronakrise unsere Branche massiv getroffen hat, wollten wir mit dieser und anderen Investitionen unseren Glauben an eine erfolgreiche Zukunft zum Ausdruck bringen“, betont der Unternehmer.

Der heute 79-Jährige übernahm 1987 den letzten barocken Großbau in der Kölner Innenstadt, dessen Name auf die Gründung der Theaterspielgemeinschaft Cäcilia Wolkenburg des renommierten und weit über die Rheinmetropole hinaus bekannten Kölner Männer-Gesang-Vereins (KMGV) von 1842 rekurriert. Heute befindet sich das Gebäude, dessen Historie sich bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts nachweisen lässt, im Besitz des KGMV. 15 Jahre war Rudolf v. Borries als Gesellschafter an der Wolkenburg GmbH beteiligt, ab 2002 übernahm er als geschäftsführender Alleingesellschafter den Veranstaltungsbereich. Ein Meer von Lichtern illuminiert das ehemalige Kloster in der Advents- und Weihnachtszeit – in dieser Zeit ein Programmpunkt bei Kölner Stadtrundfahrten. Bis zum Beginn der Pandemie fanden in den vier Sälen mit einer Gesamtkapazität von über 1500 Personen täglich mehrere gehobene Festlichkeiten aller Art, oftmals parallel, statt.

Hofgarten

Hygienekonzepte für alle Veranstaltungen

„Die Nachfrage steigt wieder spürbar an“, berichtet Rudolf v. Borries bei unserem Gespräch im Oktober. Doch im selben Atemzug schränkt er ein: „Aber nach wie vor ist die Unsicherheit bei den Kunden groß und das Geschäft mühsam.“ Viele Veranstaltungen, bei denen vor Corona bis zu 200 Personen teilnahmen, finden, wenn überhaupt, in reduzierter Form statt. Wenn sie stattfinden, kommen mitunter nur 20 Prozent derer, die zugesagt hatten. Gäste aus dem Ausland bleiben zudem fast völlig aus. Für die Sicherheit hat der Gastronom nicht nur in seinem Büro in der Wolkenburg, das er sich mit sechs weiteren Mitarbeitern teilt, gesorgt: Die Lüftungsanlagen in allen Sälen wurden von Umlauf- auf reinen Frischluftbetrieb umgerüstet, vor Eintritt in das Gebäude kann die Körpertemperatur gemessen werden. Alle Konzepte und Veranstaltungsformate werden stets überprüft und an die aktuell geltenden Bestimmungen angepasst. Der viel beschäftigte Unternehmer blickt aber mit Zuversicht voraus, schließlich gilt für alle von ihm betriebenen Häuser: „Wir tanzen wieder.“

Anlage

Fünf renommierte Häuser mit klangvollen Namen

Die Häuser, die mit unterschiedlichsten Konzepten um Einzelpersonen oder Gruppen als Kundschaft werben, hat v. Borries mit dem Anspruch „Außergewöhnlich. Stimmungsvoll“ in der Gruppe von Borries & Partner Premiumgastronomie versammelt. Damit das Feiern auch rundum unbeschwert und ungezwungen gelingt, bieten Rudolf v. Borries und sein Team individuell auf die Kunden zugeschnittene Angebote und Dienstleistungen als Rundumsorglos-Pakete an.

„Die Stärke eines privat geführten Unternehmens liegt eben darin, Ausgefallenes möglich zu machen“, unterstreicht der Unternehmer. Sein engmaschiges Netzwerk hat in der Vergangenheit geräuschlos funktioniert, wenn es darum ging, kritische Situationen zu meistern. Beispielsweise bei einer Hochzeitsfeier, bei der die ursprünglich beauftragte Gärtnerei den Blumenschmuck nicht lieferte, oder dem Tanzfest, bei dem die Band nicht kam. Selbst eine größere Firmenveranstaltung, die aufgrund eines plötzlichen Bombenfunds aus dem Zweiten Weltkrieg nicht stattfinden durfte, konnte in kürzester Zeit in eine andere Lokalität verlegt werden. „Wir haben Gäste, Essen und Personal halt einmal durch die Stadt gefahren“, berichtet v. Borries trocken.

Jede Eventlocation, so der neudeutsche Fachbegriff , hat ihr Alleinstellungsmerkmal und befindet sich in einem in seiner Art einmaligen Gebäude in unverwechselbarer und konkurrenzloser Premiumlage. Das stilvolle Toprestaurant „Josephs“ ist in einem alten Speicherhaus im Kölner Rheinauhafen untergebracht. Sodann der aufgrund seiner Höhe und des Ausblicks atemberaubende Veranstaltungsbereich „Köln Sky“ im 27. und 28. Stock eines über 100 Meter hohen Hochhauses im Stadtteil Deutz, direkt am Rhein gegenüber dem Dom. Zudem betreibt der Sohn von Rudolf v. Borries im Bonner Stadtteil Bad Godesberg die insbesondere aus den Zeiten der Bonner Republik weltweit bekannt gewordene La Redoute, ein ehemaliges Ballhaus aus der kurfürstlichen Epoche der heutigen Bundesstadt. Nach wie vor werden das repräsentative Barockgebäude sowie das daneben befindliche Restaurant „Redüttchen“ von großen Firmen angemietet, internationale Konferenzen finden hier statt, und für Hochzeitsfeiern ist das Ensemble am Rande des Bad Godesberger Kurparks bis weit in das nächste Jahr gebucht.

Vor Corona gab es in allen Betrieben zusammengenommen über 1000 Veranstaltungen pro Jahr. Borries betont mit verschmitztem Lächeln: „Bei uns werden keine Hochzeiten veranstaltet, keine Tagungen gehalten und auch keine Geburtstage begangen – bei uns werden Anlässe zelebriert.“ Wie zur Bestätigung dieser Aussage blickt dazu eine strahlend schöne Lady Diana neben dem ehemaligen Bundespräsidenten Richard Freiherr von Weizsäcker bei einem Bankett in der Redoute aus dem Bilderrahmen auf die Besucher im Büro der Wolkenburg. Der Ober, der auf dem Foto im Hintergrund serviert, ist ein langjähriger Mitarbeiter. Diese Freude und dieser Glanz passen gut zu der neuen Errungenschaft in der hochwertigen Perlenkette der Wolkenburg GmbH: das barocke Schloss Arff, ein ehemaliges „maison de plaisir“ aus dem 18. Jahrhundert.

Gemäldegalerie

Neu im Sortiment: Schloss Arff

Unmittelbar vor Beginn der Coronakrise, am 3. Januar 2020, unterschrieb Rudolf v. Borries den Vertrag zur Übernahme des Veranstaltungsmanagements. Doch bevor der exquisite Ort im Norden von Köln tatsächlich bespielt werden konnte, kam die Pandemie. „Wir erfahren aber ein zunehmend lebhaftes Interesse an der Durchführung von Festen, Seminaren oder Tagungen an diesem wunderbaren Ort.“ Seit Jahrhunderten befindet sich das durch verschiedene Adelsfamilien geprägte einzigartige Ensemble mit prächtigem Park in Familienbesitz. Vor einigen Jahren starb der vormalige Besitzer Christoph Freiherr Geyr von Schweppenburg. Dessen Cousin Christoph Freiherr von Landsberg-Velen und seine Frau Caroline haben 2015 das Anwesen mit dem Ziel übernommen, es der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Schrittweise und mit wenigen sowie behördlich abgestimmten Eingriff en in das umgebende Landschaftsschutzgebiet haben sie das denkmalgeschützte Herrenhaus, die Vorburg sowie weitere Gebäude restauriert und modernisiert, die Infrastruktur der Versorgungsleitungen ertüchtigt sowie Parkplätze angelegt.

Rudolf v. Borries verspricht sich viel von dem einzigen Barockschloss auf Kölner Stadtgebiet. Im Spätsommer fand mit dem Picknick im englischen Stil, ausgerichtet als Wohltätigkeitsveranstaltung von der Kölner Sektion der Women’s International Zionist Organization (WIZO), eines der ersten malerischen Feste statt. Dabei hat v. Borries kaum etwas daran verdient, denn dies war ein Beitrag seines sozialen Engagements. Neben der Unterstützung der nach eigenen Angaben weltweit größten Frauenorganisation WIZO bietet er auch der Arbeiterwohlfahrt (AWO), der Heilsarmee oder bestimmten Einrichtungen für Kinder und Obdachlose eine Gelegenheit, einen seiner Betriebe zu günstigen Konditionen zu nutzen.

Ein Bonner mit tschechischen Wurzeln

Verantwortung für Menschen und Objekte wurden dem 1942 in Prag als ältestes Kind von Melchior v. Borries und dessen Frau Elisabeth geborene Fügner zur Welt gekommenen Rudolf bereits in die Wiege gelegt und von den Eltern vermittelt. Nach Flucht und Vertreibung vom Schloss Herálec mütterlicherseits, etwa 120 Kilometer südöstlich von Prag gelegen, wuchs er in Bonn auf. „Das Schloss hat die Wirren der Zeit unversehrt überstanden und wird nun als hochklassiges Hotel in einem gut sanierten Zustand betrieben“, erzählt Borries über den letzten Besuch in seiner ursprünglichen Heimat. Ein Aquarell von der beeindruckenden 120 Meter breiten Schlossfassade von Herálec hängt im Kölner Büro.

Rudolf v. Borries studierte Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften mit dem Schwerpunkt Logistik an der TU Berlin und wurde zum Dr.-Ing. promoviert. Später arbeitete er an Raumordnungs- und Planfeststellungsverfahren für den Großflughafen Berlin-Brandenburg ebenso mit wie bei Genehmigungsverfahren für den Flughafen Frankfurt. Diese beruflichen Erfahrungen kann er seit über 30 Jahren gut in seine unternehmerische Arbeit als Gastronom einbringen.

Dazu zählt für ihn vor allem das gute Betriebsklima als wesentlicher Bestandteil für den Erfolg seiner Unternehmungen. Während zahlreiche gastronomische Betriebe aktuell händeringend nach Personal suchen, hat es in den Betrieben der Wolkenburg GmbH kaum Fluktuation gegeben. Die meisten der 120 Mitarbeiter sind weiterhin dabei. „Wir kümmern uns um unsere Mitarbeiter und stehen ihnen hilfreich auch bei privaten Problemen zur Seite. „Das zahlt sich aus, man bekommt viel Loyalität zurück“, weiß der Unternehmer und betont: „Wenn die Mitarbeiter mit Freude dabei sind, überträgt sich das schnell auf die Gäste.“

Seinen Anspruch, den er bei jeder Feier verwirklichen möchte, formuliert Rudolf v. Borries wie folgt: „Es geht darum, Unverwechselbarkeit zu erzeugen, den Gästen das Gefühl zu geben, besonders zu sein und sie einfach glücklich zu machen.“ Ob das funktioniert oder funktioniert hat, lässt sich sehr schnell während der jeweiligen Veranstaltung oder bereits durch die Rückmeldungen am nächsten Tag feststellen. Ans Aufhören denkt der agile Familien- und Großvater nicht. Sein Vater starb im Alter von 104 Jahren, seine 103 Jahre alte Mutter lebt weiterhin in ihrem Haus in Bonn. „Ich bin froh, dass ich sie noch so vieles fragen kann, insbesondere zu Herálec.“ Die Vitalität hat er offenbar auch von seinen Eltern mitbekommen. Sein Lebens- und Arbeitsmotto hat sich Rudolf v. Borries auch deshalb neben seine Wohnungstür gehängt, um seine Gäste einzustimmen: „Be nice or go away.“ (Sinngemäß: „Sei nett oder verschwinde.“)