Schloss traumgaerten

Powerpaar mit Leidenschaft

Da Simone Quast und Gianni Bombèn gerne reisen und gut speisen, entwickelten sie das Lifestyle-Magazin „Herbarella“. Sie schreibt die Texte, er macht die Fotos – gemeinsam gehen sie auf Entdeckertour.

Von Dr. Felicitas Freifrau v. Aretin

Knisterndes Seidenpapier, Postkarten mit Sehnsuchtsorten: Wer das hochwertig gestaltete Schweizer Garten- und Kulturmagazin Herbarella das erste Mal in den Händen hält, will entweder sofort aufbrechen, um unbekannte Gartenlandschaften zu entdecken oder um es sich in einem Sessel auf der Veranda mit einer Tasse Tee schmökernd gemütlich zu machen. „Wir nennen dieses Phänomen Armchair Travelling“, erzählt der italienischstämmige Gianni Bombèn, der ebenso wie seine Partnerin Simone Quast in Zürich in eine kulturell interessierte, polyglotte Ingenieurs-Familie geboren wurde. „Livestyle haben wir mit der Muttermilch aufgesogen“, so Simone Quast. Zusammen sind sie ein Powerpaar, das seine Leidenschaft für Gartenkultur, für gepflegtes Reisen, den Genuss zum Beruf als Verleger machte. Alles fing mit der Gründung eines eigenen Verlags 2005 an, in dem das mehrsprachige Paar seine Gartenbücher publizierte. Besonders erfolgreich war ein Gartenführer, der exquisite Gärtnereien in der Schweiz vorstellte.

Die Idee, eine Zeitschrift ins Leben zu rufen, die Gartenreisen nachhaltig und ganzheitlich betrachtet, war geboren. Das Paar finanzierte die Entwicklung ihres Magazins selbst – und war von der ersten Ausgabe wirtschaftlich erfolgreich. Inzwischen ist „Herbarella“ auf dem Schweizer Zeitschriftenmarkt fest etabliert, ist aber auch in Deutschland und Österreich in Pressezentren vertreten. Sie schreibt alle Texte. Er fotografiert als Sprachakrobat so hinter gründig, dass ihre erzählerisch geschriebenen Artikel gekonnt ästhetisch ins Bild gesetzt werden.

Hofgarten

„Unser größter Treiber ist die Neugier“

Gianni Bombèn brachte sich die Fotografie im Selbststudium bei. Beide bereiten ihre Reisen akribisch vor und pflegen einen Reisestil, der an geruhsame Bildungsreisen mit dem berühmten Reiseführer „Baedeker“ erinnert. Jede Erkundungsreise dauert mehr als einen Monat und erfolgt auf eigene Rechnung. In Hotels nächtigt das Paar mindestens zwei Nächte, die regionale Gastronomie wird ausgiebig getestet. Nur wenn die Unterkünfte, das Ambiente, die Atmosphäre und Ästhetik stimmen, man an dem Ort nach einem langen Tag ankommen will, erfolgt eine Empfehlung. „Wir machen keine Kompromisse, sondern stellen nur die Gärten oder nur die Gartenbesitzer, Museen und regionalen Produkte vor, die wir unseren besten Freunden empfehlen würden.“ Oft entdecken beide Niemandsland, werden dort von privaten Gartenliebhabern großer Parks an authentische Trattoria-Besitzerinnen weitergeleitet. So kann die Leserschaft die Provence, Schottland oder „Gartenschätze in Lissabon“, „Gartendesign in Belgien“ oder die „Garteninsel Irland“ entdecken.

Anlage

Auch wenn beide nur zu zweit reisen, die fiktive dritte Person „Herbarella“ ist stets dabei

Die fiktive Person „Herbarella“ gibt das Niveau des Aufenthalts vor – und manchmal sei sie „nicht happy“, wenn ihr etwas im Heft fehlt: „Sie ist eine elegante, kulturell interessierte Dame“, erklärt der 56-jährige Bombèn. Finanziell unabhängige, souveräne Frauen bilden den Großteil der Leserschaft, davon sind über 60 Prozent 50 Jahre und älter, mit einem großen Interesse an Gartenkultur, Kunst und Kulinarik. „Unsere Leserschaft hat ein hohes Vertrauen in unsere Tipps und schätzt den einzigartigen Themenmix“, so Simone Quast. Der Wunsch der Menschen, verborgenes Schönes zu entdecken, spiegelt sich in den kontinuierlich steigenden Abonnementzahlen wider.

Das Magazin gilt als beliebtes Nischenprodukt, das von Freunden weiterempfohlen wird und in Anwaltskanzleien und Arztpraxen ausliegt. Die Online-Abos gehen vor allem am Freitag- und Samstagabend sowie Sonntagmorgen ein – nach einem entspannten Abend bei Freunden. Sehr beliebt ist auch das Geschenk-Abo. „Häufig beglücken Tanten ihre Patentöchter, Mütter ihre Schwiegertöchter mit einem Abonnement“, weiß Simone Quast. Von einem aktiven Marketing auf Social-Media-Plattformen hält das Paar nichts. Die Züricher setzen auf ein Stammpublikum und treue Anzeigenkunden.

Gemäldegalerie

„Unsere Leser müssen uns entdecken, nicht umgekehrt“

„Viele reisen mit dem Heft in der Hand und entdecken Regionen nicht über Städte, sondern Gärten“, so Gianni Bombèn. Selbst sein Vater habe zugegeben, dass das Heft ihm neue Facetten seiner Heimat Ligurien eröffnet habe. Über Deutschland hat das Paar drei Themenhefte konzipiert und will sich vermehrt dem Nachbarland widmen, dem Simone Quast durch ihre familiären Wurzeln besonders verbunden ist. Seit der Corona-Pandemie hat sich das Reiseverhalten sehr verändert. So sei es auf einmal hipp, die nähere Umgebung zu erkunden. „Früher fuhr man ins Elsass, jetzt reist man nach Baden-Württemberg, um gut zu essen und zu trinken“, so die Herausgeberin, die selbst begeistert gärtnert. „Wir haben uns den bewussten Luxus gegönnt, einen großen Garten in Zürich zu haben.“ Hier probiert die Redakteurin aus, was sie im Heft beschreibt. So gibt es einen Designer-, Kräuter und einen Experimentalgarten. Regelmäßig tauscht sie sich mit Kräuterspezialisten und Pfl anzenphysiologen aus. Simone Quast liebt ihre blühende Oase, die Nahrung für Bienen und Vögel bietet – sowie dem Paar die nötige Entspannung nach Reisen zu den Gartenkleinoden in ganz Europa.

Mehr unter: herbarella.ch