Chatswworthorth blüht auf!
Letztes Jahr auf der Fahrt von Somerset nach Schottland habe ich einen Zwischenstopp in Derbyshire eingelegt und Chatsworth besucht. Dass ich im Herbst ein zweites Mal dort war, besagt alles. Das Anwesen, das zu den wichtigsten und grandiosesten Landschlössern Englands zählt, wurde innen wie außen aufgefrischt
Heidi Howcroft, Landschaftsarchitektin und Autorin
Während der 500-jährigen Geschichte des Gartens und der umliegenden Parks wurde stets im großen Stil gearbeitet. Die Koryphäen der englischen Gartenszene, William Kent, Lancelot „Capability“ Brown und Joseph Paxton waren alle hier beschäftigt – mit dem Ergebnis, dass Chatsworth ein einzigartiges Gesamtkunstwerk wurde. Seit 2004 sind der 12. Herzog von Devonshire, Peregrine Andrew Morny Cavendish, genannt „Stoker“, und seine Ehefrau Herzogin Amanda zusammen mit der Chatsworth House Trust zuständig für die Pflege und die Weiterentwicklung der 737 Hektar großen Anlage samt Bauten und Garten. Der Herzog, ein Liebhaber zeitgenössische Kunst, hat sich vorerst die Restaurierung des klassizistischen Hauses gewidmet. Die Fensterrahmen wurden vergoldet, was anfangs für Aufregung gesorgt hat – bis klar wurde, dass dies der Originalzustand aus dem 18. Jahrhundert ist, als das palastartige Haus erbaut wurde. Moderne Kunstwerke wurden in den Innenräumen zu alten Meistern gesellt; ein spannender Dialog, was die Innenräume belebt und Persönlichkeit verleiht.
Nunmehr ist der Garten an der Reihe und wird auf subtile Art und Weise zum Blühen gebracht. Das Projekt besteht aus vier Bereichen: die Restauration des von Joseph Paxton entworfen Steingartens, die Zonen – bezeichnet als Acardia – oberhalb des Irrgartens an den und in der Nähe der hundert Treppen, die Schlucht am Rande des weitläufigen Gartens und der Forellenbach samt Jack Pond im oberen Abschnitt. Zwei namhafte zeitgenössische Gartengestalter, Dan Pearson und Tom Stuart-Smith, wurden mit der Planung beauftragt, wobei Tom mit dem Löwenanteil, nämlich den drei erstgenannten Partien, betraut wurde.
Der Steingarten, der nunmehr in voller Pracht sichtbar ist, ist atemberaubend. Tom Stuart-Smith’ Sinn für Proportion, Raumbildung und Pflanzenzusammenstellung ist meisterhaft. Seit 2018 wird die sieben Hektar große Waldpartie Acardia aufgefrischt. Blickachsen wurden geschaffen, Wege gelegt und Abertausende Halbschatten-Stauden und Farne gepflanzt. Die Arbeit ist noch nicht vollendet, und es fragt sich, ob sie es je sein wird. Aber darin liegt der Reiz von Chatsworth – es ist ein besonderer Ort, wo die Gratwanderung zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart gelungen ist. So blüht der Garten immer wieder von Neuem auf.